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Ein Plädoyer für den gesunden Menschenverstand

Aktualisiert: 9. Jan. 2022

Etwas zum Thema „Gesunder Menschenverstand“ auszuführen schien mir vor der C-Krise ziemlich irrelevant bzw. überflüssig, da es doch vermeintlich jedermann klar sein müsse, was damit gemeint sei. Nun weit gefehlt, inzwischen wird besonders viel Sorgfalt benötigt mit dem gesunden Menschenverstand ins (öffentliche) Rennen zu gehen, da vieles was bisher als verständlich galt bzw. Konsens hatte, nun anscheinend nicht mehr so ist.


Wie konnte es dazu kommen? Das Geschehen rund um „C“ ist ein weltweiter, komplexer Vorgang mit einem „moving target“, der in der Menschheit so noch nicht erlebt wurde. Das muss Unsicherheit, Ängste und irrationales Verhalten hervorrufen.


Hier nun mein Versuch den „Gesunden Menschverstand“ als Hilfsmittel einzusetzen, um sich in der aktuellen Zeit psychisch so gesund wie nur möglich zu halten:


Der gesunde Menschenverstand betrachtet das Thema, die Umgebung oder die Informationen immer im Kontext, insbesondere auch auf Basis der eigenen Lebenserfahrung. Dazu wird ein klares Denken benötigt, das Zusammenhänge erfassen, Unterscheidungen herstellen und Informationen kombinieren kann. Gesunder Menschenverstand zeichnet sich dadurch aus, dass er in der Lebensrealität wurzelt. Und der gesunde Menschenverstand lebt vom Interesse an der Wahrheitsfindung und (WICHTIG) der Liebe zum Leben, um damit zu den Interpretationen, Bewertungen und Urteilen kommen zu können. Es geht gerade darum für sich selbst zu einer wertigen Urteilskraft zu gelangen, um sich so sein Selbst-Bewusstsein bestätigen oder erhalten zu können.


Ohne seinen gesunden Menschenverstand kann ein Mensch eben nicht gesund sein, der innere Halt, die Sicherheit, der innere Kompass geht verloren, somit sind psychische Probleme wie z.B. Depressionen vorprogrammiert. Nicht zuletzt kann man leicht Spielball aller möglichen anderer Meinungen und Urteile werden und die eigene Autonomie geht verloren.


Und trotzdem stehen wir gerade in der heutigen Zeit oft mit unserem gesunden Verstand ziemlich ratlos da, weil wir zu keinem schlüssigen Ergebnis/Urteil kommen können.


Um aus dem Dilemma herauszukommen, möchte ich hier den Begriff des gesunden Menschenverstandes noch weiter fassen, so wie es Emanuel Kant schon tat, nämlich mit den drei Maximen:

  1. Selbstdenken

  2. An der Stelle jedes andern denken

  3. Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken

„Die erste ist die Maxime der vorurteilsfreien, die zweite der erweiterten, die dritte der konsequenten Denkungsart.“ Zitat (Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 294 (uni-duisburg-essen.de))


Die 1. Und 3. Maxime zu bejahen, fällt uns wohl am leichtesten, da das „Selberdenken“ und das „logische Denken“ uns nahe liegt.


Die 2. Maxime von Kant ist aber bestimmt bisher die am meisten unterschätzte und wenig eingesetzte Denkungsart, da sie nicht das eigene Denken, sondern das sich hineinversetzen in das Denken der anderen Menschen verlangt. Hier versagen wir meist sehr schnell und wischen diese „anderen Gedanken“ hinweg oder wissen schon vorher die bzw. „unsere“ Antwort. Aber genau hier liegt vielleicht die Lösung im gemeinsamen Miteinander, wenn wir uns nicht mehr nur in unserer eigenen (begrenzten) Gedankenwelt im Kreise drehen, sondern uns auch in die Gedankenwelt der anderen hineinversetzen, sie verstehen wollen und so auch unsere Gedankenwelt erweitern.


Dies ist aber sogleich ein zutiefst sozialer Prozess, indem wir im Zuhören und die Gedanken des anderen nachvollziehend etwas erkennen und erfahren können, in diesem Prozess etwas mehr zu verstehen und dabei am anderen aufwachen/gesunden können. D.h. aber ohne Zuwendung zum anderen, ohne ein Mindestmaß an Empathie für andere kommen wir heute nicht mehr weiter. Vielleicht entscheidet sich hiermit für Jetzt und in der Zukunft die Gesundheit und die Lebensfreude eines jeden denkenden Individuums.


Es werden nun weitergehende soziale Fähigkeiten und Organisationsformen benötigt, die ich in einem weiteren Artikel zu späterer Zeit ausführen möchte.

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